Die Geschichte der Gruppe Feralpi beginnt mit der Geste einer Frau: Giulia Tolettini, die Mutter von Carlo Pasini, die um das Jahr 1940 die Hausschmiede in Odolo in die Hand nimmt.
Von dem Moment an beginnt das Geschäft zu blühen, bis 1968 Carlo Pasini selbst die Entscheidung fasst, zusammen mit seinen Geschäftspartnern das erste neue Stahlunternehmen in Lonato (Brescia) aus der Taufe zu heben.
Die Gruppe Feralpi entsteht 1968 aus der Intuition von Carlo Pasini, der zusammen mit seinen Geschäftspartnern beschließt, durch den Ausbau seines Familienbetriebs im Sabbiatal in Lonato (Brescia) ein neues Stahlunternehmen ins Leben zu rufen.
Zum ersten Stahlguss kommt es im Jahre 1969, nach der Einweihung des Werks, das mit einer Fläche von 500.000 qm an die 25 Tonnen Stahl pro Stunde erzeugte. Das Stahlwerk wird mit einem 130.000-Volt-Umspannwerk, einem Kühlwassernetz mit einem 100 Meter tiefen Brunnen und einem 30 Meter hohen Hochbehälter mit einem Fassungsvermögen von 150.000 Litern ausgestattet. So beginnt die technologische Innovation bereits in den ersten Jahren von Feralpi. 1970 wird dem Stahlwerk ein Walzwerk für mittelgroßen Rundstahl nachgelagert. Es ist eine technologisch innovative, hochautomatisierte Anlage. Im darauffolgenden Jahr wird der zweite Ofen in Betrieb genommen, so dass die Produktion im Folgejahr auf 74.530 Tonnen mittelgroßen Bewehrungsrundstahl steigt. Auch die Logistik wird zu einem strategischen Asset. Das Werk wird nämlich mit einem Bahnanschluss mit einer internen Gleislänge von 2 km ausgestattet.
1972 folgt ein weiterer Anlageschritt: Die neue Stranggussanlage für die Produktion von Knüppeln wird in Betrieb genommen. Im gleichen Jahr beteiligen sich die Feralpi-Teilhaber zusammen mit anderen lokalen Partnern am Bau eines neuen Stahlwerks in Calvisano (Brescia), das mit einem 50-t-Ofen für die Produktion von Walzknüppeln ausgestattet wird. 1974 kommen ein 30-t-Ofen und eine neue Stranggussanlage mit 3 Linien zur Knüppelherstellung hinzu. Die Stahlproduktion steigt damit auf 203.750 Tonnen, die Produktion des Walzwerks auf 188.450 Tonnen. Das auf die Umwelt gerichtete Augenmerk konkretisiert sich auch im Bau der Rauchgasreinigungsanlage und es wird auch ein dritter Ofen in Betrieb genommen, der ebenfalls mit einer Reinigungsanlage ausgestattet ist. 1975 wird dem Werk die Shredderanlage vorgelagert, die der Zerkleinerung von Autowracks dient. Das Ziel ist die qualitative Verbesserung der Schrottteile, von der die Effizienz des gesamten Produktionszyklus abhängt.
1983 verstirbt der Gründer Carlo Pasini vorzeitig. Seine Frau Camilla, seine Söhne Giuseppe, Giovanni und Cesare übernehmen zusammen mit ihren Teilhabern die Unternehmensleitung, um dem Geschäft Kontinuität und neuen Elan zu verleihen.
Die Forschung nach immer leistungsstärkeren Produkten nimmt Gestalt an und 1988 erhält das Unternehmen als eines der ersten in Italien das Patent für die Herstellung von Stäben aus Rundstahl mit dem „Tempcore-Verfahren“, das eine höhere Qualität des Endprodukts gewährleistet.
Die konstante Verbesserung der Produktionsprozesse macht 1990 einen weiteren Schritt nach vorne mit der Einführung einer Scherenpresse zum Schneiden von Schrottteilen, um die Beschaffung und Bearbeitung von Eisenschrott zu optimieren.
Eine schon immer auf Internationalisierung basierende Vision wird nun noch konkreter. Die Gruppe Feralpi erkennt sofort die Chancen des europäischen Markts, der sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verändert. Es werden zuerst Handels-, dann Produktionstätigkeiten eröffnet, in Ungarn (Ozd und Budapest) und in der Tschechei (Kralupy).
Der endgültige Schlussstein des Internationalisierungsprozesses wird 1992 mit der Gründung von ESF Elbe-Stahlwerke Feralpi in Riesa, Sachsen, ex-DDR, gelegt. Durch diese Investition erwirbt und kurbelt die Gruppe Feralpi eine historische Stahlindustrie mit einer mehr als hundertjährigen Tradition (Gründungsjahr 1843) an und tritt in den Club der führenden Stahlproduzenten Europas mit einer starken Präsenz in den zwei Märkten, die für das Verarbeitende Gewerbe am wichtigsten sind: Italien und Deutschland.
1997 ist das Jahr, in dem in Italien alle drei Öfen durch einen Hochleistungsofen mit einer einzigen Stranggussanlage mit fünf Linien ersetzt werden. Zudem stattet sich Feralpi - als eines der ersten Unternehmen der Sparte - mit einer Anlage zur Emissionsminderung und Rauchgasabsaugung aus. 2001 wird die Herstellung von Ringen und Walzdraht eingeleitet und eine Wickelanlage kommt hinzu.
1999 tritt Feralpi in den rumänischen Markt ein, indem es 50 % Ductil Steel Sa erwirbt, einem auf die Herstellung von Walzdraht, Bewehrungsrundstahl und Folgeprodukten spezialisierten Unternehmen.
In der Zwischenzeit werden 1994 in Deutschland nach einem bedeutenden industriellen Revamping der erste Stahlguss eingeleitet und im Folgejahr das Walzwerk in Betrieb genommen. Von nun an werden 500.000 Tonnen Betonstahl in Riesa produziert, wo 1996 zur Erweiterung des Produktsortiments auch die Kaltbearbeitung eingeleitet wird.
Die Investitionen gehen aber weiter: Feralpi Siderurgica leitet 2001 die Herstellung von Ringen und Walzdraht ein und stattet sich mit einer Wickelanlage aus.
2004 veröffentlicht Feralpi auf Freiwilligenbasis und vor allen anderen den ersten Nachhaltigkeitsbericht für den Dreijahreszeitraum 2002-2004. Der Bericht steht ganz im Zeichen der Transparenz und wird in dem Bewusstsein erstellt, dass die wirtschaftliche Leistung nicht der einzige Messwert für den geschaffenen Wert ist.
Im gleichen Jahr bereitet sich die Gruppe auch auf eine neue Gesellschaftsstruktur vor: Feralpi ist in fünf Ländern Europas mit mehreren geschäftstätigen Unternehmen präsent und erneuert ihre Struktur durch die Gründung von Feralpi Holding.
Die Geschäftstätigkeit wird weiterentwickelt. Feralpi bleibt dem Kerngeschäft Stahl treu und startet 2007 eine Reihe von Diversifizierungen in den Bereichen Umwelt, Energie, Fischerei und Finanzen.
Die Gruppe Feralpi öffnet die Werkstore in Lonato und feiert mit den Ortsbewohnern ihr 40-jähriges Bestehen, um diesen wichtigen Moment mit all jenen zu feiern, die direkt und indirekt mit Stolz und Leidenschaft an der Unternehmensgeschichte teilgenommen haben. Im gleichen Jahr steigt die Produktion von Elbe-Stahlwerke Feralpi GmbH auf eine Million Tonnen, und das mit einer Belegschaft von 600 Arbeitnehmern.
Nachdem die Gruppe Feralpi ihren Aktionsradius in Europa erweitert hat, strebt es nun auch eine vertikalisierte Geschäftstätigkeit an. 2009 erfolgt die Übernahme des Unternehmens DE.FI.M. in Alzate Brianza (Como), das anschließend in Nuova Defim SpA umgetauft wird. Das Unternehmen produziert Baustahlmatten (für Bau und Industrie), Zäune und Gittertore aus Stahldraht für die Industrie und auch den Zivilbereich. Es ist ein erster Schritt, dem bald weitere folgen.
2009 wird in Deutschland die Technologie zur Eingrenzung der Luftverschmutzung vom Bundesumweltministerium als beste verfügbare Technologie ausgezeichnet.
Die technologische Innovation und der Investitionsdrang kennen keine Grenzen. Der Produktionsstandort in Lonato del Garda wird mit einem hochinnovativen neuen Schmelzofen ausgestattet, der die Bedienung in völliger Sicherheit optimiert. Diese Anlage, für die Feralpi über 10 Millionen Euro bereitgestellt hat, verfügt mit ihren Sicherheitsstufen und ihrer Prozesssteuerung über hochmoderne Eigenschaften und erweist sich als die erste ohnegleichen in ganz Europa.
2011 wird der erste Nachhaltigkeitsbericht für den Standort Riesa und die beiden Auslandswerke der Stahldrahtbearbeitung Kralupy / Tschechei und Csepel / Ungarn veröffentlicht.
2012 verstärkt Feralpi die Vertikalisierung und übernimmt durch Nuova Defim das Unternehmen Orsogril aus Como, das seit jeher Gitterroste aus Stahl für das Baugewerbe und die Architektur herstellt, und schafft dadurch das europaweit einzige Unternehmen, das dem Markt Lösungen aus Stahldraht und Gitterrost bietet.
Feralpi ist stets bereit, auch außerhalb der Landesgrenzen Businesschancen wahrzunehmen. So kommt es 2013 zur Gründung von Feralpi Algérie mit Sitz in Oran, um den Anforderungen des nordafrikanischen Markts bestmöglich zu erfüllen.
Im gleichen Jahr wird Feralpi für das neue System der Dampf- und Stromerzeugung (Stromerzeugung durch Abwärmenutzung des Elektroofens) in der innovativen ESF-Anlage in Riesa mit dem Sächsischen Umweltpreis 2013 ausgezeichnet.
Feralpi Siderurgica übernimmt (zu 50 %) Caleotto SpA (ex-Lucchini), ein wichtiges Walzwerk für die Herstellung von hochwertigem Walzdraht, der für zahlreiche Anwendungen, von den traditionelleren bis hin zu den innovativeren, bestimmt ist, und tritt somit auch in die Sparte der Spezialstähle mit höherer Wertschöpfung ein.
Caleotto bringt mit seiner weit zurückreichenden Stahlbautradition in diesem Geschäftsbereich hochkarätige Kompetenz und Professionalität mit.
Und so kommen wir zu den neusten Entwicklungen, die den starken Drang der Gruppe zur Vertikalisierung ihrer Struktur bestätigen: im Januar 2015 die Übernahme von 48 % Presider und Metallurgica Piemontese Lavorazioni (MPL), beide auf die Vorbearbeitung und Verlegung vor Ort von Bewehrungsrundstahl und Stahlträger spezialisiert.
2015 fand in Mailand die Weltausstellung EXPO statt. Die Gruppe Feralpi tritt dem Verband Consorzio Orgoglio Brescia bei, der den Lebensbaum entwirft und errichtet, und trägt so mit ihrem Stahl zum internationalen Symbol der Ausstellung bei. Auch die Hauptachsen der EXPO, Cardo und Decumano, sowie Palazzo Italia, der brasilianische Pavillon und die hängenden Gärten stehen mit den Erzeugnissen und Dienstleistungen von Presider, MPL und Nuova Defim Orsogril ganz im Zeichen des Stahls, den die Gruppe produziert.
Die Gruppe Feralpi erwirbt in Nave (Brescia) eine neue Produktionsanlage. So entsteht Feralpi Profilati Nave, ein auf die Herstellung von Winkelstahl, U-Stahl und T-Stahl spezialisiertes Unternehmen.
Feralpi macht einen weiteren Schritt nach vorne und erwirbt die gesamten Anteile an MPL und Presider, das sich seinerseits mit Presider Armatures bis nach Paris ausgedehnt hat.
Die Gruppe Feralpi feiert das 50-jährige Bestehen und bedankt sich bei der Gemeinde durch einen Tag der offenen Tür. An nur einem Tag nehmen an die fast 9.000 Besucher an diesem Event teil, davon besichtigen über 2.000 Personen die Produktionsabteilungen, deren Betrieb nicht unterbrochen wird.
In diesem Jahr restylt Feralpi das Logo, das für die Identität eines internationalen Stahlkonzerns steht, der die Diversifizierung und Vertikalisierung im Stahluniversum zu seiner Entwicklungsstrategie gemacht hat und sie mit konstanten technologischen und sicherheitstechnischen Verbesserungen befeuert.
Im gleichen Jahr wird das Werk in Lonato grundlegend renoviert und bekommt ein neues äußeres Erscheinungsbild, um sich in die bestehende Landschaft besser einzufügen.
Das Wärmerückgewinnungssystem des Stahlwerks in Lonato del Garda wird angeschlossen und in Betrieb genommen. Es speist damit das Fernwärmenetz, was zum Vorteil der Umwelt, der Wirtschaft und der Sicherheit des Gebiets und der Gemeinde geht.
Die Gruppe Feralpi erwirbt Caleotto SpA zu 100 %, übernimmt die volle Kontrolle über den Produktionsstandort in Lecco und treibt dadurch die Integration und Vertikalisierung der Struktur der Gruppe Feralpi in der Sparte Spezialstähle voran. Zudem legt Feralpi 2020 ein neues Industriegefüge für das Werk in Nave (Brescia) fest und stellt es auf die Kaltbearbeitung von Stählen um, die mit Presider für das Baugewerbe und große Bauvorhaben bestimmt sind.
Die Gruppe Feralpi veröffentlicht im Einklang mit der Transparenz und Rechnungslegung die erste Konsolidierte Nichtfinanzielle Erklärung auf Freiwilligenbasis.